Die Geschichte der "Fort Knox" Zusammenarbeit.

04.2019

Im Jahr 2014 gründete sich in Polen die Bewegung der Imker, die Bienen von der Behandlung befreien wollte. Wir haben einige Schritte unternommen, um unsere Bienenstände zu verändern und die Bienen in Zukunft gesund halten zu können. Der Anfang war klein und einfach. Einige Leute begannen damit Emails zu schreiben, dann trafen wir uns und schließlich wurde die erste Organisation gegründet. Es war eine Vereinigung, die lautstark über die Notwendigkeit sprach, alle chemischen Substanzen aus den Bienenstöcken zurückzuziehen und eine natürliche Selektion durchzuführen.

Aber der Prozess ist schwierig und schmerzhaft. Leider führt es fast immer zu großen Verlusten und zum Tod der Bienen die wir so sehr lieben, wie es ja alle Imker tun. Wir stehen vor der schwierigen Entscheidung, Toxine oder Biozide einzusetzen, um bestimmte Bienenvölker zu retten oder einen Teil der Völker bewusst sterben zu lassen. Der Grund für die zweite Wahl ist, dass die nächsten Generationen von Bienen gesünder, besser angepasst und selbsttragend sein sollen, ohne all die "Heilmittel" und Interventionen. Behandlungen können kurzfristig einige kleine Leben retten, aber ihre langfristige Anwendung erwies sich als sehr schädlich für die gesamte Imkerei. Es machte auch das Überleben der Bienen von der Anwendung chemischer Substanzen abhängig. Wir haben erkannt, dass wir, wenn wir diese schwierige Entscheidung getroffen haben, alles in unserer Macht Stehende tun müssen, damit unsere Bienen nicht umsonst sterben, und dass jeder Schritt uns der gesunden Bienenzucht näher bringen wird. Deshalb haben wir uns bei der Gründung des Naturimkerverbandes "Free Bees" (www.wolnepszczoly.org) entschlossen, ein Projekt zu entwickeln, das es uns ermöglicht uns gegenseitig bei dieser schwierigen Auswahl zu helfen.

Von Anfang an habe ich mit einigen anderen Leuten aktiv an einem solchen Konzept gearbeitet, aber genau wie andere wusste ich nicht genau, wie es funktionieren sollte und was die Bedingungen dafür sein würden. Ich wusste, dass wir uns "etwas" einfallen lassen müssen. Andere wussten das auch. Es gab verschiedene Ideen die bei weitem nicht perfekt waren. Schließlich erfand Marcin Zarek, der heute Koordinator der polnischen Ausgabe des Projekts ist, während des "Brainstorming" die sehr einfache aber interessante Idee, dass wir unseren Verlust an Bienenvölkern nur durch Teilung aus Bienenvölkern ausgleichen sollten, die einen "gemeinsamen Bienenstand" bilden, nämlich die "Projektbank". So entstand unsere Initiative "Fort Knox". Am Anfang war es das Projekt des Vereins "Free Bees". Mit der Zeit haben wir Regeln ausgearbeitet, geändert, verbessert und interpretiert, um sie an die sich ändernden Umstände anzupassen. Jeder unserer Bienenstöcke ist anders und jede Saison bringt neue Herausforderungen mit sich. Wir mussten Verordnungen schaffen, die der unvorhersehbaren zukünftigen Realität entsprechen würden. Wir mussten Regeln aufstellen, die allgemeingültig sind, aber auch in besonderen Situationen angewandt werden können.

Das Jahr 2018 hat uns neue Möglichkeiten eröffnet unsere Gemeinde "Fort Knox" und das Projekt selbst zu fördern. Dies war das vierte Jahr unserer Zusammenarbeit und das Projekt erwies sich als widerstandsfähig gegen alle Herausforderungen der vergangenen Jahre. In diesem Jahr nahm ich an zwei internationalen Bienen-Events teil, die sich mit der natürlichen und behandlungsfreien Bienenzucht beschäftigten. Ich habe dort den Naturimkerverband "Free Bees" und das Projekt "Fort Knox" selbst vertreten. Die erste dieser Veranstaltungen war die "Bienenkonferenz zur behandlungsfreien Imkerei" in Neusiedl am See in Österreich (7. - 8. April 2018). Das Projekt "Fort Knox" wurde dort mit großem Interesse aufgenommen. Ich muss zugeben, dass es für mich sogar ziemlich überraschend war. Ich wusste, dass wir hier in Polen etwas ganz Interessantes haben, aber ich nahm an, dass jeder auf die Idee kommen könnte, dass es einfacher ist schwierige Dinge in der Zusammenarbeit zu lösen. Es war für uns so klar, dass die Imker bei der Auswahl und der Risikoteilung zusammenarbeiten können, da wir es ja bereits seit 3 Jahren tun, dass es mir nicht in den Sinn kam, dass die meisten Imker nicht wie wir in ihren gemeinsamen Bemühungen zusammenarbeiten.

Die andere Veranstaltung war die Konferenz "Learning From the Bees", die in Doorn in den Niederlande (31. August - 2. September 2018) stattfand. Das Projekt "Fort Knox" wurde auch dort sehr gut angenommen. Als Teil dieser beiden Events musste ich viel über das Projekt und die Zusammenarbeit nachdenken. Vor allem wurde mir damals klar, dass dieses Projekt etwas sein kann, das das Potenzial hat, die Einstellung der Hobbyimker zur Auswahl von Bienen, die gegen Varroamilben resistent sind zu ändern. Wir hatten in Polen etwas, das wir im Ausland zeigen konnten auch wenn unser Projekt nie über das amateurhafte Konzept hinausging. Es war wichtig, dass es ein großes Auswahlpotenzial zeigte. Das wurde sofort von Imkerkollegen aus verschiedenen Ländern erkannt (wie ich sehen kann, meist von Kollegen aus dem deutschsprachigen Raum). Das Projekt erwies sich als sehr hilfreich und nützlich für die Hinterhof-Imker, die den Auswahlprozess nicht alleine durchlaufen konnten. Wir haben beschlossen, unsere Regeln und die Geschichte der Zusammenarbeit öffentlich zugänglich zu machen (und zu übersetzen), so dass jeder, der daran interessiert war, wissen konnte, wie man sich organisiert.

In meiner persönlichen Bewertung (aber dabei war ich war nicht allein) war dies der richtige Zeitpunkt um das Projekt offener für andere Gemeinschaften und einzelne Imker zu machen. Nach der Diskussion in der Natural Beekeeping Association "Free Bees" haben wir beschlossen, dass es an der Zeit ist, ein neues Kapitel in der Gemeinschaft "Fort Knox" zu beginnen und das Projekt erhielt den Status eines unabhängigen Projekts. Es wurde aus dem Verein ausgegliedert. Dadurch wie die Anhänger dieser Idee dachten könnten sie sich entwickeln, indem sich immer mehr Imker dieser gemeinsamen Idee anschließen. Und damit meine ich Imker die kooperieren wollen, aber nicht Teil einer formalen Organisation sein wollen. Seit dem Frühjahr 2019 ist "Fort Knox" das "Eigentum" von Menschen, die daran mitwirken, es durch ihre Arbeit zu erschaffen und das Risiko, aber auch die Freude an lebenden Bienen teilen.

Und hier stehen wir nun: Wir beginnen unser fünftes Jahr seit der Gründung des Arbeitskonzeptes des Projekts und im vierten Jahr, in dem wir uns gegenseitig beim Wiederaufbau der Verluste in unseren Bienenvölker helfen. Wir hoffen, dass sich die Idee von "Fort Knox" im In- und Ausland verbreitet wird. Wir glauben an sein enormes Potenzial und hoffen, dass auch andere dies sehen werden.

Wir sind uns bewusst, dass eine Änderung der Regeln für die Zusammenarbeit mit dem Projekt in der breiten Öffentlichkeit mit neuen Herausforderungen, Schwierigkeiten und spezifischen "Gefahren" verbunden sein kann. Vielleicht wird es mit der Zeit immer mehr Menschen geben, die wir nicht persönlich kennen. Ich selbst hoffe, dass unsere Gemeinschaft mit allen den Widrigkeiten fertig wird und das Projekt die Freude an den Bienen ermöglicht, die keine Behandlungen benötigen. Bitte drücken Sie uns die Daumen! Wir brauchen Ihre volle Unterstützung - auch wenn Sie nur ein "gut über uns sprechen"!

Aus dem englischen von: Jörg Ruther